Sicherlich fragen Sie sich, was das Besondere an einem Blanc de Noir ist. Es ist nicht nur ein weiterer Weißwein, denn schließlich ist ein Blanc de Noir ein weißer Wein, der aus roten Trauben gekeltert wurde. Seine Herstellung ist völlig anders!
Aber wie kann das sein, weißer Wein aus roten Trauben?
Bei einigen roten Rebsorten so auch beim Spätburgunder befinden sich die Farbstoffe nur in den Beerenhäuten und werden durch den bei der Gärung entstehenden Alkohol herausgelöst. Nur bei den sogenannten Färbertrauben (auch Teinturier genannt wie z.B. Dornfelder und Regent) ist auch der Saft dunkel gefärbt. Daher ist es bei der Herstellung eines Blanc de Noir besonders wichtig, dass die roten Trauben möglichst unversehrt in den Keller gelangen, damit nicht schon vorab einige Farbpigmente aus der Schale in den Saft gelangen und ihn rot einfärben.
Die Grundvoraussetzung für einen hochwertigen Blanc de Noir ist daher eine schonende Traubenlese per Hand. Dabei wird durch unsere Traubenpflücker jede einzelne Traube mit der Traubenschere von der Rebe geschnitten, auf ihren Gesundheitszustand geprüft und in den Leseeimer gelegt. Ist dieser voll, wird er von Hand in die Traubenhotte geleert. Ist die Hotte dann voll, wird sie vom Hottenträger auf dem Rücken zum Traktor getragen und in die Bütte geleert. Am Abend fahren wir mit dem Traktor direkt neben die Weinpresse, wo die unversehrten roten Trauben von Hand, direkt über eine alte Traubenmühle, in die Kelter abgeladen werden. Anschließend wird schonend, mit geringem Druck abgepresst. So, dass der weiße Beerensaft ablaufen kann, ohne die Farbstoffe aus der Beerenhaut zu lösen. Dies gelingt nur durch eine sehr schonende Lese per Hand!
Bei der mittlerweile weit verbreiteten günstigeren Maschinenlese werden die einzelnen Beerchen von dem Rebstock ab gerüttelt, wodurch die Beerenhaut bereits aufreißt. Durch mechanische Förderwerkzeuge gelangen sie in den internen Sammelbehälter. Bereits jetzt sind die Beerenhäute dermaßen aufgerieben, dass der Saft bereits rötlich gefärbt ist. Anschließend wird der Sammelbehälter der Maschine in einen Maischewagen mit Förderschnecke gekippt. Diese Förderschnecke rotiert und drückt am Abend die Maische über einen Schlauch auf die Weinpresse. Spätestens jetzt ähnelt die Masse eher einem Mus statt Beeren, und es sind viele Farbstoffe in den Saft gelangt. Hier müssen im Anschluss die Farbpigmente durch Aktivkohle wieder entfernt werden, leider immer mit mäßigem Erfolg. Zwar ist Aktivkohle für den Menschen nicht schädlich, für den Wein, wie ich finde, aber schon. Sie schafft es, einen Großteil der unerwünschten Farbpigmente zu binden und kann auch Fehltöne eines unerwünschten Pilzbefalls unterdrücken, jedoch entfernt sie auch viele Aromen und Geschmacksnuancen aus dem Wein. Leider gibt es immer mehr solch minderwertige Qualitäten auf dem Markt, wo bei der Lese, Pressung und Gärung nicht anständig gearbeitet wurde. Also achten Sie immer darauf gute Qualität zu kaufen. Ich helfe Ihnen gerne.
Aber warum gibt es einen Blanc de Noir?
Rotweine haben von Natur aus meist viel weniger Säure als Weißweine. In säurebetonten Jahrgängen ist der Blanc de Noir eine gute Möglichkeit Weißweine zu produzieren, die ohne jeglichen Einsatz von Chemie einen geringeren Säuregehalt mitbringen, als es die weißen Qualitätsweine des Jahrgangs könnten.
Mit freundlichen Grüßen, Ihr Winzer Partner und Freund
Joachim Schumacher